Fußball und Technik

Deutsches Patent- und Markenamt

 

Der Fußball

2. Die Fußballblase

1844 erhält Charles Goodyear für die Vulkanisierung von Kautschuk das Patent US 3633 A. Durch dieses Verfahren wird der Naturgummi kälteunempfindlich und wasserundurchlässig. Dies ermöglicht eine Verwendung in einer Vielzahl von Einsatzbereichen.

Gummi ist auch weitgehend luftdicht. Somit kann er auch anstatt einer Schweinsblase als Fußballblase eingesetzt werden. Dies bietet folgende Vorteile: Gummi ist elastisch, im Produktionsprozess beliebig formbar, so dass Unregelmäßigkeiten in der Hülle zum Großteil vermieden werden können, wird bei Kälte nicht porös oder rissig und hält wesentlich besser einmal eingefüllte Luft. Der genaue Zeitpunkt für die erstmalige Verwendung einer vulkanisierten Gummiblase in einem Fußball lässt sich jedoch nicht mehr eindeutig festlegen.

Als eine Folge dieser Materialentwicklung kam es 1886 auch zur Erfindung des Gummi-Fußballs. Er bestand aus einer ersten sehr dünnen Gummihülle, die als Blase diente, und einer zweiten stabileren Gummi-Außenhülle (GB 1886-4359 A). Wie man die Blase in die Außenhülle einsetzte, zeigt die Figur 2. Die zusammengequetschte Außenhülle a besitzt zwei verstärkte Öffnungen c, durch die die Blase d mit dem Einfüllstück e hindurch gezogen wird; lässt der Druck auf die Außenhülle nach, gleitet die Blase bei festgehaltenem Einfüllstück in den sich bildenden Innenraum der Außenhülle und kann befüllt werden.

Fußball mit Gummiblase und Gummihülle nach GB 1886-4359 A.LupeFigur 2: Fußball mit Gummiblase und Gummihülle nach GB 1886-4359 A.

Im Weiteren wird jedoch nicht näher auf die Entwicklung von reinen Gummi-Fußbällen eingegangen.

Ein Patent für eine Gummiblase mit einem geeigneten Ventil für deren Befüllung zeigt GB 1886-15726 A. Das Ventil ist als Pfropfen direkt in eine kleine Öffnung der Blase eingeklebt. Ein anderes frühes "Ventil" wird durch Einstülpungen in der Blase erzeugt, deren Öffnungen sich aufgrund des herrschenden Innendrucks selbst verschließen DE-PS 48317,1888).

Für die Blase wurden in den folgenden Jahrzehnten nur wenige Neuerungen vorgeschlagen. Ein Beispiel hierfür stellt die Aufteilung der Blase in mehrere Blasenkammern dar, die durch elastische Trennwände voneinander separiert sind, um eine größere Stabilität zu erzielen (DE 39 18 038 A1, Figur 3). Ein anderer Vorschlag beschäftigt sich mit der Austarierung der Blase mittels gegengleich angebrachter Ventile (WO 01/10512 A1).

Gekammerte Blase eines Fußballs aus der DE 39 18 038 A1.LupeFigur 3: Gekammerte Blase eines Fußballs aus der DE 39 18 038 A1.

Ferner sei erwähnt, dass laut GB 2 318 739 A (1998) auf eine Gummiblase ganz verzichtet und stattdessen eine Blase aus dünnem Metallblech eingebaut werden kann. Deren Herstellung soll unter Verwendung von Produktionstechniken für Weißblechdosen möglich sein.

Auch Luftpumpen und andere Hilfsmittel zur Befüllung der Blase weisen in diesem Zeitraum keine Bahn brechenden Neuerungen auf. Seit dem Jahre 1887 hat sich an den Luftpumpen und dem Design der Einfüllstutzen nicht viel verändert (GB 1887-12290 A). Dies kann z.B. der Figur 4 entnommen werden, die eine Luftpumpe zum Befüllen eines Fußballs in Querschnitt und Draufsicht zeigt.

Klassische Fußballluftpumpe nach GB 1887-12290 A.LupeFigur 4: Klassische Fußballluftpumpe nach GB 1887-12290 A.

Lediglich die Idee, die Pumpe direkt im Ball anzubringen, sticht als Innovation heraus (US 2003/0130076 A1). Neu ist aber auch die Idee, eine Blase mit zwei Ventilen zu versehen, die zusätzlich zur Befestigung von elastischen Schnüren für eine elektronische Komponente zur Messung von Geschwindigkeit, Ort, Beschleunigung und Weg des Balles verwendet werden (EP 3 287 175 A1).

Wesentlich mehr Energie wurde auf die Formgebung und den Schutz der Blase vor Kräften verwandt, die während eines Spiels oder während des Aufpumpens auf sie wirken. Gleiches gilt für die Ventiltechnik und deren Unterbringung am runden Leder.

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Patentdokumente zu diesem Abschnitt
PublikationsnummerJahrTitelKurzbeschreibung
US 2003/0 130 076 A1   2003   Sport ball with energy absorbing foam at varying locations   Selbstbefüllungsmechanismus für einen Fußball 
WO 01/10512 A1   2001   Balanced bladder for inflatable balls   Austarierung des Fußballs, durch die Anbringung von zwei gegenüberliegenden Ventilen.  
GB 2 318 739 A   1998   Metal inflatable ball   Fußball mit einer Blase aus Metallblech 
DE 39 18 038 A1   1989   Ball, insbesondere Fußball   Aufteilung der Blase in mehrere Blasenkammern, die durch elastische Trennwände separiert sind 
DE-PS 48317   1888   Elastische Ventile zum beliebigen Aufblasen und Entleeren von Gummibällen   Einstülpungen an einer Fußballblase, die sich durch den dort herrschenden Innendruck in selbst verschließen und wie ein Ventil wirken 
GB 1887-12290 A   1887   A football inflator   Klassische Luftpumpe für Fußbälle 
GB 1886-15726 A   1886   Improvements in football bladders   In eine Fußball-Gummiblase wird ein "echtes" Ventil eingeklebt 
GB 1886-4359 A   1886   Improvements in the construction of footballs   Fußball mit einer Gummiblase und einer Gummi-Außenhülle 
US 3633 A   1844   Improvement in India-rubber fabrics   Verfahren zur Vulkanisierung von Kautschuk 
EP 3287175 A1   2018  An inflatable ball bladder with two dual function valves and a wired rechargeable electronic component  Aufblasbare Ballblase mit zwei Doppelfunktionsventilen und einer drahtgebundenen wiederaufladbaren elektronischen Komponente 

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