Fußball und Technik

Deutsches Patent- und Markenamt

 

Der Fußball

3. Ein Ventil an der Blase und wie man es verstaut

Eine Fußballblase sollte möglichst die Form einer idealen Kugel haben. Das Ventil oder der Einfüllschlauch an einer Blase stellt jedoch eine Abweichung von dieser idealen Kugel dar.

Ein Ventil besteht meist aus mehreren Komponenten, die auch eine größere Festigkeit als die Blase aufweisen und somit starrer als diese sind. Dadurch verändern sich u.a. die Aufpralleigenschaften eines Balles erheblich. Der Ball soll jedoch möglichst unbeeinflusst davon bespielbar sein.

Dies stellt hohe Anforderungen an die Gewichtstarierung, Polsterung und Festigkeit des Balles und somit auch der Blase.

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3.1 Verdeckte Ventile und Einfüllstutzen

Zu Beginn des Fußballsports wurde der Gummi-Einfüllschlauch, ein Verschlusspfropfen oder das Ventil unter Lederlaschen unterschiedlichster Ausformung in einem Öffnungsschlitz der Ballhülle verklemmt, verschnürt oder verpresst. Außen war somit von diesen nichts zu sehen. Zum Verstauen der Blase in die Hülle, zur Ver- oder Entschnürung waren zudem spezielle Werkzeuge in Gabel- oder Löffelform notwendig wie z.B. in DE-PS 352 705, DE-PS 362 019, DE-PS 490 946 (Figur 5), DE-PS 494 393 und DE-PS 607 453 gezeigt wird.

Schnürgabel zum Verschnüren von FußballhüllenLupeFigur 5: "Schnürgabel" zum Verschnüren von Fußballhüllen nach DE-PS 490 946.

Diese Figur gibt auch eine Vorstellung davon, wie die Schnürung in der Außenhülle eines Fußballes in vergangenen Jahrzehnten ausgesehen hat.

Eine weit verbreitete Lösung einen Ventilansatz zu bedecken, wird in der DE-PS 810 365 aus dem Jahre 1949 gezeigt. Zwei aufbiegbare Lederlappen werden über dem Ventil übereinander gelegt, bevor der in der Außenhülle befindliche längliche Öffnungsschlitz über diesen mit einer Schnürung geschlossen wird. Ähnliche Lösungen zeigen bereits DE-PS 682 057 und DE-PS 536 970.

Es werden aber auch weniger nahe liegende Materialien eingesetzt, um Ventile wirkungsvoll zu verdecken. Beispielsweise wird in der DE-PS 366 345 aus dem Jahre 1923 am Öffnungsschlitz eine biegsame Stahlplatte ohne zusätzliche Verschnürung eingenäht. Wie sich ein Kopfball mit diesem Spielgerät anfühlt, wird leider nicht erörtert. Dagegen ist das Aufstellen und Unterbringen des zugehörigen Einfüllstutzens aus dieser Patentschrift recht gut ersichtlich (Figur 6).

Verklemmen eines Einfüllstutzens in einer BallhülleLupeFigur 6: Verklemmen eines Einfüllstutzens in einer Ballhülle (DE-PS 366 345).

Der Einfüllschlauch k einer Fußballblase h wird nach dem Befüllen und Abbinden mittels eines gabelartigen Werkzeugs i unter der stadionbahnförmigen Stahlplatte c in der Ballhülle verklemmt.

Auch Ösen (DE-PS 484 883) oder Verschlüsse in Sägezahnform mit quasi eingewebten und derart verklemmten Riegeln (DE-PS 590 703) werden patentiert. Auf zusätzliche Schnürungen zum endgültigen Verschluss der Außenhülle wird aber in der Regel nicht verzichtet.

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Patentdokumente zu diesem Abschnitt
PublikationsnummerJahrTitelKurzbeschreibung
DE-PS 810 365   1949   Sportball   Verschluss der Ballhülle durch Verschnüren übereinanderliegender Lederlaschen 
DE-PS 682 057   1935   Verschluß für den Blaseneinführschlitz an Ballhüllen   Verschluss der Ballhülle durch Verschnüren übereinanderliegender Lederlaschen 
DE-PS 607 453   1932   Vorrichtung zum Verschließen der Hüllen von aufblasbaran Bällen   Hebelwerkzeug zum Verklemmen eines Einfüllstutzens am Fußball 
DE-PS 536 970   1931   Sportball, dessen äußere Hülle eine Lochöffnung zum Einführen der inneren, mit Ventil ausgestatteten Luftblase besitzt   Eine schlitzförmige Hüllenöffnung wird mittels Laschen verschlossen  
DE-PS 590 703   1931   Fußballhüllenverschluss   Riegelartiger Laschenverschluss für eine Fußballhülle 
DE-PS 494 393   1929   Werkzeug zum Einführen des Ventilschlauches in Füßballhüllen   Rinnenförmiges Werkzeug zum Verklemmen eines Einfüllstutzens am Fußball 
DE-PS 484 883   1928   Fußballhüllenverschluss   Verschluss der Ballhülle durch eine an Lederlaschen befestigte Öse 
DE-PS 490 946   1928   Aus einer zweizinkigen Gabel bestehendes Werkzeug zum Verschnüren von Fußballhüllen   siehe Titel 
DE-PS 366 345   1921   Schnurloser Verschluss für den Öffnungsschlitz in Ballhüllen   Verschluss einer Ballhülle mittels einer geschlitzten dünnen Stahlplatte 
DE-PS 362 019   1921   Werkzeug zum Verschließen und Öffnen von Faust- und Fußbällen   Zangenartiges Werkzeug zum Öffnen eines Fußballs und Verstauen des Füllstutzens 
DE-PS 352 705   1921   Werkzeug zum Einbringen des Füllschlauches von Fußballblasen unter die Hülle   Löffelartiges Werkzeug zum Verklemmen eines Einfüllstutzens am Fußball 

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3.2 Von außen sichtbare Ventile

Mittlerweile hat es sich durchgesetzt, Ventile und Ballhüllen gemeinsam so zu konstruieren, dass sie offen an der Ballaußenhülle liegen und ohne Vorarbeiten zur Befüllung verwendet werden können.

Erste Schritte auf diesem Weg zeigen die Schriften DE-PS 273 952 (noch mit darüber liegender Schnürung, aber sonst offen sichtbar) aus dem Jahre 1913 und DE-PS 423 534 (Ventil unter einer Verschnürung von außen zugänglich) aus dem Jahr 1924.

Seit den 1930er Jahren war es zudem bekannt, das Ventil an der Blase und das damit baulich verbundene Befüllungsloch in der Ballhülle mittels einer einsetzbaren Scheibe oder einer Art Bajonettverschluss gemeinsam zu verschließen.

Ventilkonstruktion für FußballeLupeFigur 7: Ventilkonstruktion für Fußballe nach DE-PS 590 019.


Die DE-PS 590 019 (1933) schlug ferner vor, ein Schraubengewinde aus Hartgummi in die Ballhülle zu versenken, das in Kontakt mit dem Ventil der Blase steht (Figur 7). Dieses kann mittels einer Schraube aus Hartgummi mit einem Deckstück aus Weichgummi versiegelt werden. Damit wurden zum einen die durch die Verschnürungen bekannten Unebenheiten der Balloberfläche behoben und zum anderen die Verletzungsgefahr verringert, die von härteren Teilen ausgeht, als sie die Ballhülle selbst darstellt.

Heutzutage kann das Ventil neben seiner eigentlichen Aufgabe auch als leuchtende Druckanzeige genutzt werden. DE 10 2007 013 025 A1 sieht hierfür einen im Fußball angebrachten Drucksensor, eine mit diesem verbundene RGB-Leuchtdiode und ein optisch transparentes Ventil vor. Je nach den Druckverhältnissen im Ball wird ein andersfarbiges Licht abgestrahlt. Musste man sich früher auf das eigene Gefühl verlassen, wann das Spielgerät langsam zur "Pflaume" verkommt, zeigt der Ball nach einiger Zeit "gelb" an. Bei grünem Licht ist der Luftdruck im Ball optimal, bei "rot" ist er zu prall gefüllt. Diese Erfindung ist also auch im Kontext des "intelligenten" Fußballs zu sehen, den Kapitel 6 detailliert behandelt.

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Patentdokumente zu diesem Abschnitt
PublikationsnummerJahrTitelKurzbeschreibung
DE 10 2007 013 025 A1   2007   Konzept zur Erfassung eines Innendrucks eines kompressiblen Gegenstands   Seinen Luftdruck mittels verschiedenfarbigem LED-Licht anzeigender Fußball  
DE-PS 590 019   1930   Verschluss für Fußballhüllen   Ventilbedeckung aus Weichgummi, die in ein Hartgummigewinde in der Ballhülle eingeschraubt wird  
DE-PS 423 534   1924   Fußball mit selbsttätigem Ventil   Das Ventil des Balles ist trotz Hüllenschnürung von außen bedienbar 
DE-PS 273 952   1913   Luftblasenverschluss für Bälle, z.B. Fußbälle   Das Ventil des Balles liegt unter der Hüllenschnürung, ist aber offen sichtbar 

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