Fußball und Technik

Deutsches Patent- und Markenamt

 

Der Schienbeinschützer

2. Die Befestigung des Schienbeinschützers am Bein des Spielers

Die ersten Schienbeinschützer wurden mit Gurten um das Bein geschnürt, was neben der Bewegungsfreiheit auch die Durchblutung der Waden einschränkte und eine rasche Ermüdung und Wadenkrämpfe bei den Spielern nach sich zog.

Für die Befestigung der Schienbeinschoner wurden daher bereits in einer frühen englischen Patentschrift (GB 1886-2678) elastische Spannfedern vorgeschlagen, um ein Abschnüren der Wadenbeine zu vermeiden.

Schienbeinschützer zum Einstecken in den Strumpf mit mehreren Schaumstoffstreifen, die auf eine reißfeste Gewebeschicht mit hautfreundlicher und rutschfester Haftschicht aufgeklebt sindLupeAbb. 3a: Schienbeinschützer zum Einstecken in den Strumpf mit mehreren Schaumstoffstreifen, die auf eine reißfeste Gewebeschicht mit hautfreundlicher und rutschfester Haftschicht aufgeklebt sind (nach DE 1 998 446 U1)

Der Einfachheit halber kann natürlich ganz auf Gurte oder Schnürungen verzichtet, und der Schienbeinschützer einfach in den Strumpf gesteckt werden. Nachteiligerweise verrutschen derartige Schienbeinschützer jedoch an verschwitzten Beinen sehr leicht. Zur Lösung dieses Problems wurden besonders gut an der Haut haftende Materialien zur Beschichtung der Innenseite des Schienbeinschützers verwendet, um ein Herausrutschen aus dem Strumpf zu vermeiden (Abbildung 3a).
Als Alternative wurden auch Schienbeinschützer entwickelt, die am fußseitigen Ende gabelartige Verlängerungen über den Knöchel aufweisen, die das seitliche Verrutschen des Schienbeinschützers etwas verhindern können (Abbildung 3b) und zusätzliche Schlagschutzfunktion für den Knöchel bieten (vgl. auch Abschnitt 4).

 Modell mit anatomisch geformter Schale und zwei Verlängerungen (12), die den Knöchel schützen und ein Verrutschen des Schützers verhindernLupeAbb. 3 b): Modell mit anatomisch geformter Schale und zwei Verlängerungen (12), die den Knöchel schützen und ein Verrutschen des Schützers verhindern (nach DE 23 10 149 A)

Allgemein stellt aber auch die Haftung der Strümpfe/Stutzen an den Beinen ein Problem dar. Vor allem nasse Stutzen haften häufig nur unzureichend an den Beinen der Spieler und stellen dann selbst auch keinen ausreichenden Halt für die Schienbeinschoner mehr dar, so dass diese - trotz Haftschicht - leicht herausfallen.
Es wurde deswegen vorgeschlagen, die Schienbeinschützer direkt in die Strümpfe einzuarbeiten, bzw. in speziell in den Strümpfen eingearbeitete Taschen zu stecken (Abbildung 4). Eine wichtige Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit dieses Konzepts bleibt allerdings auch hier ein guter und straffer Halt der Strümpfe an den Beinen der Spieler, der - vor allem bei feuchter Witterung - nicht immer befriedigend gewährleistet werden kann.
Zudem gestaltet sich die Reinigung und Pflege derartiger, im Schienbein verstärkter und meist teurer Spezialstrümpfe vergleichsweise umständlich.

Stutzen (1) mit oben offener Tasche zur Aufnahme eines Schienbeinschützers LupeAbb. 4: Stutzen (1) mit oben offener Tasche zur Aufnahme eines Schienbeinschützers (3) (nach CH 400 052)

Dies dürfte dazu geführt haben, dass die Befestigung der Schienbeinschützer mit flexiblen, um das Wadenbein geschnürten Gurten auch heute noch die am weitesten verbreitete Methode darstellt. In der Anfangszeit wurden hierbei typischerweise schnürbare oder gürtelartige Riemen zur Befestigung verwendet. Dabei mag sich ein früher Vorschlag aus den 1920er Jahren als etwas zu aufwändig für die häufige Anwendung herausgestellt haben, bei dem zwei Schienbeinschonerlängshälften an der Vorderseite verschnürt, seitlich über Zelluloid- oder Stahlstangen verstärkt und anschließend mit zwei Gurten auf der Wadenseite befestigt wurden. Mit Hilfe von flexiblen, um das Wadenbein gespannten Gurten lässt sich die Fixierung der Schienbeinschoner dagegen leicht lösbar und notfalls nachspannbar gestalten. Die früher dafür verwendeten Verschlussschnallen sind mittlerweile durch Klettverschlüsse ersetzt worden.

Schienbeinschützer aus einer Schutzplatte (1), die auf einen Stutzen (2) mit Schienbeinpolster (202) aufgesteckt wird LupeAbb. 5: Schienbeinschützer aus einer Schutzplatte (1), die auf einen Stutzen (2) mit Schienbeinpolster (202) aufgesteckt wird (nach DE 297 05 759 U1).

Besonders beliebt ist dabei eine Variante, bei der zur Fixierung des Schienbeinschützers ein stutzenförmigen Ansatz um den Fuß gelegt wird, so dass nur ein Gurt um das obere Wadenbein zur Befestigung der Schutzplatte notwendig ist. Außer durch das Einstecken in Taschen können die Schlagschutzplatte oder -schale aber auch durch Aufstecken oder Einrasten an dem Schienbeinvorderteil angebracht werden (Abbildung 5). Ein wesentlicher Aspekt ist hierbei wiederum die Reinigung und Pflege der Schienbeinschützer. Die reversible Anbringung der harten Schutzplatten an weichen, gewebten Stutzen bietet hier deutliche Vorteile.

Zuletzt wurde u.a. Schienbeinschoner vorgeschlagen, bei dem an einem Beinschonbezug eine Schutzplatte mit Spiralfedern befestigt ist (DE 10 2011 052 970 A1).
Völlig ohne Socken oder Gurt soll der selbsthaltende Schienbeinschoner GB 2 484 570 A auskommen.
Eine Weiterentwicklung des Sockens mit integriertem Schienbeinschoner und zusätzlichem Befestigungselement soll GB 2 506 414 A darstellen.
An einem neuralgischen Punkt des Schienbeinschoners, der Rutschhemmung, nimmt DE 20 2016 101 863 U1 Verbesserungen vor, ein Schienbeinschoner mit Anti-Rutsch-Material auf der Innenseite und Fixierflächen auf der Außenseite.

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Patentdokumente zu diesem Abschnitt
PublikationsnummerJahrTitelKurzbeschreibung
DE 20 2016 101 863 U1   2016   Schienbeinschoner   Einlage mit Anti-Rutsch-Material  
GB 2 506 414 A   2014   A sock comprising a pocket with fastener located in a seam   Stutzen mit integriertem Schutzelement 
DE 10 2011 052 970 A1   2013   Schienbeinschoner sowie Verfahren zur Herstellung und Verwendung   besonderes Merkmal: gefederte Schutzplatte  
GB 2 484 570 A1   2011   Limb shiel with a multi layer structure   Selbsthaltender mehrlagiger Schienbeinschoner 
DE 297 05 759 U1   1997   Schienbeinschützer zur Anbringung an ein Schienbeinpolster   Schienbeinschützer aus einer Schutzplatte, die auf einen Stutzen mit Schienbeinpolster aufgesteckt wird 
DE 27 43 741 A1  1977   Strumpf, insbesondere Kniestrumpf   Strumpf mit eingearbeiteter Schienbeinschutzplatte 
US 4,001,953 A  1977   Protective Gaiter   Schienbeinschützer in Stutzenform, der mit einem elastischen Gurt um das Wadenbein fixiert wird 
DE 76 28 988 U  1976   Schienbeinschützer   Schienbeinschutzplatte, die über zwei mit Klettverschlüssen versehenen Gurten am Unterschenkel befestigt werden 
DE 76 05 625 U  1976   Unterschenkelschützer   Unterschenkelschützer mit Schienbein- und Wadenbein-Schutzplatte, die über einen Klettverschluss miteinander verbunden und so gemeinsam am Unterschenkel fixiert werden (vgl. Abschnitt 4) 
DE 23 10 149 A  1973   Unterschenkelschützer   Schienbeinschützer aus einer anatomisch geformten Schale die zwei über die Fußknöchel reichende Verlängerungen aufweist, wodurch die Knöchel geschützt und ein Verrutschen des Schützers verhindert werden sollen 
DE-GM 1 998 446  1968   Schienbeinschützer   Schienbeinschützer aus mehreren Schaumstoffstreifen, die auf eine reißfeste Gewebeschicht mit hautfreundlicher und rutschfester Haftschicht aufgeklebt sind 
CH 400 052 A  1965   Strumpf mit Schienbeinschoner   Stutzenförmiger Schienbeinschützer, bei dem das Schutzschild in eine Tasche gesteckt wird (ähnliches Konzept wie bei DE-GM 1 779 734, zeigt auch eine Illustration mit weiteren Details) 
DE-GM 1 779 734  1958   Fußballstutzen mit Schienbeinschützer  Stutzenförmiger Schienbeinschützer, bei dem das Schutzschild in eine Tasche gesteckt wird 
DE-GM 1 719 698  1955   Schienbeinschützer   Schienbeinschützer mit mehreren parallelen röhrenförmigen Schutzelementen, dessen Grundplatte auf der Rückseite mit einer gut an der Haut haftenden Schaumgummi- oder Schwammschicht überzogen ist(vgl. auch Abschnitt 3.) 
DE-GM 1 606 741  1950   Schienbeinschützer   Schienbeinschützer, der zur Vermeidung des Verrutschens auf das Fußgelenk mit beiderseitigen Knöchellaschen versehen ist (leider ohne Illustration) 
US 2,553,612 A  1948   Self-Grip Waterproof Distributing Shin Guard   Schienbeinschützer aus Hartgummischale mit mehreren innenseitigen Haftstreifen aus weichem Gummi 
DE-PS 548 786  1930   Schienbeinschützer für Sportzwecke, insbesondere für Fußballspieler   Bekannter Schienbeinschützer mit einem äußeren gekrümmten Stahlschild und einer inneren elastischen Gummieinlage analog zu DE-PS 458 365 (vgl. Abschnitt 1), hier mit einer über leicht lösbare Gurte schnell nachspannbaren Schnürung 
DE-PS 382 722  1922   Schienbeinschützer für Fußballspieler   Schienbeinschützer aus zwei Schienbeinschonerlängshälften, die an der Vorderseite verschnürt, seitlich über Zelluloid- oder Stahlstangen verstärkt und anschließend mit zwei Gurten auf der Wadenseite befestigt werden 
DE-PS 345 283  1921   Schutzvorrichtung für das Schienbein   Schutzschiene für das Schienbein, die mit zwei schmalen Gürteln um den Unterschenkel geschnallt werden 
GB 1886-2678  1886   Improvements in Leg-guards for Cricket, Football, and similar Games   Früher Schienbeinschützer, dessen Schutzplatte mit zwei Spannfedern um das Wadenbein gehalten wird 

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