Deutsches Patent- und Markenamt

Fußball und Technik

 

Die Schiedsrichterausrüstung

VIII.2 Weitere Utensilien des Schiedsrichters

Die gelben und roten Verwarnungskarten wurden erst 1970 zur WM in Mexiko eingeführt, nachdem es bei der vorherigen WM 1966 bei dem Spiel Argentinien gegen England zu Turbulenzen gekommen war, als zunächst ein argentinischer Spieler den mündlich ausgesprochenen Platzverweis des deutschen Schiedsrichters Rudolf Kreitlein (angeblich) nicht verstand und in den darauf folgenden Tumulten die Anweisungen des Schiedsrichters vollständig untergegangen waren. Vorteilhafterweise werden die gelben und roten Karten heutzutage aus wetterfesten Kunststoffmaterialien hergestellt, die für gute Sichtbarkeit bei Flutlichtspielen in großen Stadien mit leuchtenden bzw. reflektierenden Farbstoffen und Beschichtungen versehen werden. In der Patentliteratur zum Fußball finden derartige, aus anderen Bereichen der Technik entlehnte Maßnahmen allerdings keine besondere Erwähnung.

Vollständiges System für die Funkkommunikation zwischen Linien-, Schieds- und Oberschiedsrichter und die Verarbeitung, Anzeige und Speicherung der SpieldatenLupeAbb. 3: Vollständiges System für die Funkkommunikation zwischen Linien-, Schieds- und Oberschiedsrichter und die Verarbeitung, Anzeige und Speicherung der Spieldaten (FR 2 695 042)

Auch bei den weiteren typischen Hilfsmitteln des Schiedsrichters, der Stoppuhr und dem Schreibblock handelt es sich um allgemeine Gebrauchsgegenstände, deren technische Entwicklung zu einem großen Teil unabhängig vom Fußballsport verlaufen ist. Zudem ist beim Fußball, im Gegensatz zu vielen, insbesondere US-amerikanischen Sportarten, die genaue Erfassung der reinen Spielzeit, nicht notwendig. Eine wegen längerer Spielunterbrechungen eventuell notwendige Nachspielzeit wird lediglich anhand einiger Richtwerte grob abgeschätzt (z.B. eine halbe Minute pro Tor oder Auswechslung, eine Minute pro Verletzungsunterbrechung etc.). Während in einigen anderen Sportarten daher spezielle Schiedsrichteruhren entwickelt wurden, reicht beim Fußball also eine gewöhnliche Stoppuhr aus, wenngleich sich in der Patentliteratur in diesem Zusammenhang natürlich dennoch Ideen dazu finden lassen, wie die Ermittlung der Nachspielzeit exakter und somit gerechter gestaltet werden kann. Eine Möglichkeit ist die Kopplung des Trillerpfeifensignals mit der Zeitnahme (DE 26 30 902, US 6 369 697).

In der Patentliteratur finden sich insbesondere in jüngerer Zeit auch einige Vorschläge, wie der Schreibblock des Fußballschiedsrichters als elektronischer Kleincomputer ausgebildet und mit zusätzlichen Funktionen versehen werden kann. So kann dieser zum Beispiel mit einem Sprachrecorder ausgestattet sein, so dass der Schiedsrichter keine schriftlichen Notizen mehr machen muss (DE 197 18 877 A1), oder er kann zur Verwaltung der von den Linienrichtern erhaltenen Signalen verwendet werden und einen Kleinbildschirm zur Beurteilung von Videoaufnahmen des Spielgeschehens aufweisen (DE 198 22 668 A1).

Die DE 299 07 988 beschreibt zudem eine elektronische Verwarnungskarte, die eine Datenverarbeitungseinheit zur Organisation der Spieldaten aufweist. Der Schiedsrichter, der die Rückennummer des zu verwarnenden Spielers eingibt, erhält dann gegebenenfalls die Information, dass es sich bereits um die zweite Verwarnung handelt und ein Platzverweis ausgesprochen werden muss. Außerdem ist die Verwarnungskarte über eine Funkverbindung mit externen Geräten zur Anzeige und Speicherung der Spieldaten, wie der Anzeigentafel, gekoppelt.

Freistoßabstandsprojizierungsvorrichtung (WO 002016023051 A1) LupeFreistoßabstands-projizierungsvorrichtung (WO 2016023051 A1)

Die moderne Kommunikationstechnologie ermöglicht schon lange auch die vollständige Vernetzung der Schieds- und Linienrichter mit einem Kontrollzentrum, z.B. einem zentralen Computer, in dem sämtliche Spieldaten sofort empfangen, gespeichert und verarbeitet werden können (z.B. US 5745029 A von 1995), aber erst in jüngster Zeit begannen die Regelmacher des Fußballs, die technischen Möglichkeiten auch wirklich zu nutzen.

Zur Standardausrüstung des Schiedsrichters gehört heute die Spraydose, mit der er die Position der Mauer beim Freistoß festlegt. Auch hierauf wurde ein Patent beantragt, und zwar "Schaumbildende Zusammensetzung zur Erzeugung zeitlich begrenzter Anzeigen" (EP 2457622 A1).

Hilfreich bei der Abschätzung des richtigen Abstandes zwischen Schütze und Mauer wäre die "Freistoßabstandsprojizierungs-Vorrichtung" (WO 2016023051 A1) zum Projizieren von Abständen mit einer oberhalb des Spielfelds sich mitbewegenden Anzeigevorrichtung mittels Lichtstrahlen.

DE 102015003865 A1 hat die Idee, das Freistoßspray mit einem handelsüblichen Laserabstandsmesser zusammenzubinden, der Schiedsrichter könne dann in einem neu entworfenen Halter mit sich führen und somit stets die exakte Entfernung von 9,15 m zwischen Ball und Mauer bestimmen.

LupeUS 010596445 B2: Überwachungsdaten am Unterarm

Als zusätzliche Handreichung für den Schiedsrichter schlägt US 010596445 B2 ein drahtloses mobiles Computersystem zum Überwachen und Aufzeichnen von Spieldaten vor, das vom Schiedsrichter getragen und bedient wird. Das Gerät ähnelt einem Smartphone, das am Unterarm getragen wird.

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Patentdokumente zu diesem Abschnitt
PublikationsnummerJahrTitelKurzbeschreibung
US 010596445 B2   2020  Referee scorekeeping and data dissemination system  Drahtloses mobiles Computersystem, das vom Schiedsrichter getragen und bedient wird  
WO 2016023051 A1   2016   Free kick distance projecting device   Freistoßabstands-Projizierungsvorrichtung 
DE 102015003865 A1   2015   Aufnahme für Freistoßspray und Entfernungsmesser   siehe Titel 
EP 2457622 A1   2010   Foaming composition for creating indications for a limited duration of time   Schaum für temporäre Markierungen (Freistoßspray)  
US 6 369 697 B1   1999   Timing Method and Apparatus for Sports Events   Elektronisches Zeitnahmesystem zur Erfassung der Nachspielzeit 
DE 299 07 988 U1   1999   Verwarnungskarte   Elektronische Verwarnungskarte mit Datenverarbeitungseinheit 
DE 198 22 668 A1   1998   Spielschreiber und Schiedsrichter-Beistand   Zentrales Empfangsgerät für die Signale mehrerer Linienrichter 
DE 197 18 877 A1   1997   Refereeorganizer   Handcomputer für die Verwaltung von Spieldaten 
US 5745029 A   1995   Refereeing aid system for ball games   Computergestützte Datenerfassung und -Auswertung zur Schiedsrichterunterstützung 
FR 2 695 042 B1   1992   Dispositif d'aide à l'arbitrage pour jeux de balles ou de ballons   Elektronisches Kommunikations- und Datenverarbeitungssystem zur Vernetzung von Schieds- und Linienrichtern mit einem Kontrollzentrum 
DE 26 30 902 A1   1976   Anordnung zum Erfassen der Spielzeit   Anlage zur Erfassung der reinen Spielzeit, die vom Schiedsrichter direkt über den Pfiff der Trillerpfeife aktiviert wird 

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