Der Fußballschuh
IV.1 Die Anfänge: Der Fußballstiefel
Ein speziell für das Fußballspielen angefertigter Spezial-Schuh muss gegenüber einem normalen Schuh einige besondere Anforderungen erfüllen:
- Er muss eine besondere Stabilität aufweisen und soll außerdem den Fuß und den Knöchel des Spielers so gut wie möglich vor Tritten schützen.
- Er soll dem Spieler guten Halt auf rutschigem oder sogar eisigem Boden geben.
- Er soll möglichst bequem sein, und darüber hinaus auch die Ballbehandlung und die Schusstechnik des Spielers optimal unterstützen.
- Er soll gleichzeitig so leicht wie möglich sein, damit der Spieler kein unnötiges Gewicht herumtragen muss.
Diese Anforderungen ergeben sich aus der Natur des Fußballspiels und haben sich seit dessen Anfangszeit bis heute nicht geändert.
Während aber die besonderen Anforderungen an Stabilität, Fußschutz und Trittfestigkeit oder an die Unterstützung der Schusstechnik bereits zu Beginn des professionellen Fußballs im Mittelpunkt der Entwicklung der damals noch sehr robusten Fußballstiefel standen, konnten die Verbesserung der Bequemlichkeit und eine Reduzierung des Gewichts erst mit der Entwicklung neuer Materialien, vor allem hochwertiger Kunststoffe, im Laufe des 20. Jahrhunderts vorangetrieben werden.
Wie der Fußball selbst, lassen sich auch die allerersten im Fußball verwendeten Schuhe nicht in der Patentliteratur finden. Häufig wurden zunächst einfach robuste Arbeitsstiefel für das Fußballspiel zweckentfremdet und noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fanden sich kaum Mannschaften mit einheitlichem Schuhwerk. Als einzige regeltechnische Anforderung musste nur beachtet werden, dass die Schuhe keine Bestandteile aufweisen durften, mit denen die Gegenspieler gefährdet werden konnten ("Rule 13: No player shall be allowed to wear projecting nails, iron plates, or gutta percha on the soles or heels of his boots").
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Fußball bereits an praktisch allen größeren öffentlichen Schulen in England gespielt. Im Gegensatz zu den Amateurteams wurden für die Schüler dabei schon damals speziell angefertigte, robuste und knöchelhohe Stiefel bereitgestellt, die eng geschnürt wurden und die mit meistens sechs Stollen an der Sohle versehen waren, um einen besseren Halt auf rutschigen Böden zu gewährleisten. Die zunächst weit verbreiteten Metallstollen mussten in offiziellen Spielen später wegen der genannten Vorgaben der "Regel 13" durch Lederstollen, wie sie bereits aus dem Hockey bekannt waren, ersetzt werden.
Ein besonderes Problem der ersten Stollenschuhe lag darin, dass sich die Stollen im Laufe der Zeit durch die Sohle drückten, was einerseits für den Spieler unangenehm war, und zudem die Schuhe nach kurzer Zeit unbrauchbar machte. Um dies zu verhindern, mussten die Sohlen mit speziellen Verstärkungen, z.B. steifen Holzleisten zwischen der Lauf- und der Brandsohle, versehen werden. Abbildung 1 zeigt die Seitenansicht aus eines solchen Fußballstiefels.
Da in der Frühzeit des Fußballspiels das Stoppen, Passen und Schießen des Balles noch mit der Fußspitze durchgeführt wurde, war es üblich, die Schuhe an ihrer Spitze zum Schutz der Fußzehen und zur Verstärkung der Schusskraft mit einer Kappe aus hartem Leder zu überziehen (vgl. Abschnitt 4). In diesem Zusammenhang wurde auch die Verwendung von Gummi oder gummielastischen Materialien mit lederähnlichen Eigenschaften vorgeschlagen. In der britischen Patentliteratur finden sich in dieser Zeit außerdem Vorschläge zum Schutz der Fußoberseite und des Knöchels mit rippenartigen Verstärkungen auf der Schuhoberfläche, die sich in dieser Form nicht durchgesetzt haben, wenngleich die Strukturierung der Schuhoberfläche im Hinblick auf die Verbesserung von Schusstechnik und Ballbehandlung der Spieler noch Bedeutung erlangen sollte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich schließlich die ersten unverwechselbaren Fußballschuhe mit eigenen charakteristischen Merkmalen herausgebildet.
Publikationsnummer | Jahr | Titel | Kurzbeschreibung |
---|---|---|---|
DE-PS 220 381 | 1909 | Fußballstiefel, Hockeystiefel und ähnliches, mit Pflöcken oder Vorsprüngen auf der Laufsohle versehenes Schuhwerk | Zwischen der Brand- und der Laufsohle sind mehrere Leisten aus steifem Material angebracht, um ein Durchdrücken der Stollen zu verhindern |
GB 1888-12,572 A | 1888 | Improvements in or relating to Boots for Cricket, Foot Ball, and other Athletic Purposes | Streifen, Rippen und Noppen auf der Schuhoberfläche zum Schutz des Fußes |
GB 1887-15,836 A | 1887 | Improvements in Boots for Football and other Athletic Purposes | Die Schuhoberfläche wird zum Schutz des Fußes mit Gummistreifen versehen |
GB 1887-3314 A | 1887 | Improvements in the Construction of Football Boots and Shoes | Schusskappe aus Gummi, das gegenüber vorher verwendetem Stahl oder Leder weniger Verletzungen verursacht |