Fußball und Technik

Deutsches Patent- und Markenamt

 

Historie des Fußballs

Wo, wie und wann haben sich die grundlegenden Entwicklungsschritte des Fußballs als Spiel und als Sportgerät vollzogen?

Diesen Kernfragen versucht der folgende geschichtliche Abriss nachzugehen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Ball als solchem und umfasst den Zeitraum von ca. 3000 v.Chr. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Diese Periode stellt quasi die Vorgeschichte für die Patenthistorie des Fußballs dar, die hier im Abschnitt "Der Fußball" anhand von ausgewählten Beispielen beschrieben wird.

1. Historisches Streiflicht Fußball

Die Frage nach dem "ersten Fußball" muss unbeantwortet bleiben, da sich nicht mehr schlüssig beweisen lässt, wann ein Mensch zum ersten Mal bewusst gegen etwas Kugelähnliches getreten hat. Es hatte aber schon immer seinen Reiz, einen Ball mit anderen Körperteilen als den Händen zu spielen.

Ballspiele, die bevorzugt den Einsatz der Beine, Füße und anderer Körperteile wie den Kopf, die Hüfte oder die Schultern vorsahen, werden im Folgenden unter dem Begriff "Fußballspiele" zusammengefasst. Oft dienten sie dem gewalttätigen Wettstreit zweier Mannschaften. Sie wurden meist zur Vorbereitung kultischer Handlungen ausgetragen oder waren selbst die kultische Handlung.

Von vielen dieser historischen Fußballspiele sind nur bruchstückhafte Kenntnisse überliefert. Dies gilt sowohl für die Regeln, die Ausrüstung und deren Entwicklungsgeschichte, als auch für das Spielgerät, den Fußball. Ein Blick in die Geschichte beweist, dass sich zu allen Zeiten und nahezu auf allen Kontinenten derartige Ballspiele entwickelt haben.

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1.1 "Altes Asien"

Als derzeit ältestes bekanntes und zweifelsfrei belegbares Fußballspiel wird das chinesische "Ts'uh-küh" angesehen, über das erstmals im Jahre 2697 v.Chr. berichtet wird. Dabei bedeutet "Ts'uh" den Ball mit dem Fuß stoßen; "küh" beschreibt das Spielgerät, einen mit Federn und Haaren gefüllten Lederball [1] [2].

In einer etwa 1000 Jahre jüngeren Literaturstelle wird berichtet, dass der Ball aus 8 Ledersegmenten zusammengenäht wurde.

Das Spiel erlebte seine Hochphase wohl um die Zeitenwende. Ursprünglich wurde es zur körperlichen Ertüchtigung beim Militär gespielt und geriet ab 900 n.Chr. in Vergessenheit. Es soll auch ein erster luftgefüllter Ball entwickelt worden sein, dessen Herstellungsart jedoch im Dunkeln bleibt.

Das bis heute in Japan gespielte "Kemari" ist wahrscheinlich vom chinesischen Ts'uh-küh inspiriert und wurde seit ca. 300 v.Chr. von Priestern und Adligen als eine Art Kreisfußball mit 4 bis 6 Teilnehmern gespielt [1] [2].

Das Ergebnis mag entfernt an Darbietungen erinnern, wie man sie in Deutschland heute häufig an Baggerseen und in Freibädern sehen kann, allerdings nicht in Badehose und mit blankem Oberkörper, sondern würdevoll in Kimonos und mit kunstvoller Kopfbedeckung. Als Spielgerät dient bis heute ein "Mari" genannter Hirschlederball von ca. 25 cm Durchmesser, der zuerst mit einer gestopften Gerstenfüllung in eine kugelrunde Form gebracht und abschließend mit Pferdehaut zusammengenäht wird [3].

Zwischen japanischen Kemari- und Ts'uh-küh-Spielern soll 50 v.Chr. auch das erste internationale Fußballspiel ausgetragen worden sein. Welcher Ball dabei zum Einsatz kam, ist nicht überliefert.

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1.2 Pharaonisches Ägypten

Auch im alten Ägypten waren Fußballspiele nachweislich ab ca. 2500 v.Chr. bekannt. In Gräbern fanden Archäologen als Grabbeigabe Bälle aus Tiersehnen, die zu einer Sphäre gewickelt waren. Aufgrund des verwendeten Materials muss dieser Ball gute Sprungeigenschaften besessen haben. Verpackt wurden die Sphären mit Leder oder Hirschhaut. Auch Bälle aus aufgewickelten Leinenfäden sind bekannt [2].

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1.3 Antikes Griechenland, Römisches Reich und mittelalterliches Europa

Im antiken Griechenland wurde "Episkyros", "Phaindra" oder "Sphairomachia" (= "Ballschlacht") gespielt. Auch hier stand die militärische Ertüchtigung der Spieler im Vordergrund.

Die Griechen bzw. die vor diesen dort siedelnden Stämme verwendeten ab ca. 2000 v.Chr. als Ball ebenfalls aus Leinenfäden oder auch aus Haaren gesponnene Stricke, die sphärisch gewickelt und zusammengenäht wurden.

Später blies man Schweineblasen auf und nähte diese in Schweine- oder Hirschleder ein. Diese Konstruktion wird heute als erste nachweisbare Form, quasi die Urform, des aus zwei Schalen gebildeten, luftgefüllten Lederfußballs angesehen [2] : Eine empfindliche Luftblase gibt im Wesentlichen die Form vor und eine Hülle aus robustem Material gewährleistet deren Schutz während des meist sehr rauen Spiels.

Man stellte zu dieser Zeit auch Bälle aus zusammen geschnipseltem Naturschwamm her, der mit Stricken oder Stoffen umwickelt wurde. Dieses Bauprinzip wurde bemerkenswerterweise im Jahre 1912 in Deutschland noch für einen Ball patentiert (DE-PS 273 871).

Die Römer adaptierten dieses Spiel für ihre Legionen, nannten es "Harpastum" und spielten es mit ähnlichen Bällen wie die Griechen [4]. Die Bälle besaßen etwa 20 cm Durchmesser.

Auf ihren Eroberungszügen durch Europa verbreitete sich dieses wohl rugbyähnliche Spiel u.a. auch auf der britischen Insel, in Gallien und Germanien. Es wird deshalb häufig als die Keimzelle lokaler Fußballvarianten in England, Frankreich (la cho(u)le, la so(u)le) und Deutschland (Osterball, Brautball) angesehen. Dabei wandelten die Fußballspiele ihre Zielrichtung zunehmend weg von der Erhaltung soldatischer Fitness hin zur Volksbelustigung.

Die Bälle der Ableger des Harpastum verdienen jedoch kaum diesen Namen. Balltechnisch scheint es sich eher um einen Rückschritt zu handeln, da diese Spielgeräte kaum kugelähnliche Gebilde darstellen sondern eher Ledersäcke mit dicken Nahtwülsten [1] [5].

Es existieren wenig schmeichelhafte Überlieferungen, womit in England im Mittelalter Fußball gespielt wurde. Das ist hier jedoch nicht der Ort dies näher zu kommentieren. Luftgefüllte Bälle, wie 1519 in einem englischen Schulbuch dokumentiert, scheinen aber auf der Insel ein gängiger Balltyp gewesen zu sein, wenn sie Zuweilen auch mit Erbsen oder Bohnen ausgestopft wurden, wie sich einem Gedicht von Alexander Barclay aus dem Jahre 1508 entnehmen lässt [6]. In der 1592-93 entstandenen "Komödie der Irrungen" gibt auch Shakespeare einen Hinweis auf die Bauart eines Fußballs. Zumindest lässt er einen sich beklagenden Akteur des Stückes durchblicken, dass er, sofern er weiterhin wie ein Fußball herumgestoßen werden sollte, wenigstens in Leder genäht werden möchte.

Die Palette an für den Ball geeigneten Materialen wurde demnach seit den chinesischen Anfängen bis in die frühe Neuzeit nicht wesentlich erweitert [1].

Auch die Italiener konnten dazu keine neuen Beiträge mit ihrem "calcio storico" liefern, der seit 1460 auch schriftlich belegt ist. Dieser wurde ebenfalls mit einem luftgefüllten Lederball gespielt, der die Größe eines heutigen Hand- oder Fußballs haben konnte. Erwähnenswert bleibt, dass zwei Mannschaften versuchen sollten, den Ball mit "nicht kriminellen Mitteln" über eine Begrenzungslinie der gegnerischen Mannschaft zu befördern [1].

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Patentdokumente zu diesem Abschnitt
PublikationsnummerJahrTitelKurzbeschreibung
DE-PS 273 871   1912   Spielball und Verfahren zur Herstellung desselben   Ball mit einem Kern aus Badeschwamm, zusammengehalten von einem Garnnetz und versehen mit einer mittels Leim-Glycerin-Mischung gehärteten Außenhülle, die mit Leder bezogen werden kann 

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1.4 Amerika

Auch in Amerika spielte Fußball eine große Rolle. Spiele wie "Pok-a-tok" sollen sogar bereits um 3000 v. Chr. praktiziert worden sein. Schlüssige Beweise für diese Zeitangabe gibt es jedoch nicht. Erste über die Zeiten erhaltene Ballspielplätze wurden archäologisch auf ca. 1600 v. Chr. datiert. Pok-a-tok soll dem "Tlachtli" ähnlich sein, welches mit einem 10 bis 15 cm kleinen Vollgummiball zu Zeiten der spanischen Eroberung Mesoamerikas gespielt wurde. Es hatte großen kultischen Charakter, und die Akteure waren hoch angesehen. Ob nun die Sieger aufgrund ihrer göttlichen Spielweise oder die Verlierer aufgrund ihrer erwiesenen Unzulänglichkeit den Göttern geopfert wurden, ist eine alte Streitfrage. Schmerzhafte Verletzungen waren bei dem massiven Spielgerät aber ohnehin kaum zu vermeiden.

In Nordamerika spielten um 1600 die Ureinwohner eine Art Strand-Fußball, genannt "Pasuckuakohowog". Allerdings wird nicht klar, mit welchem Ball sie bei bis zu 500 Mitspielern pro Mannschaft und einem Spielfeld von ca. 1,6 km Länge und mit 800 m breiten Toren spielten.

Die Inuit spielten auf dem Eis eine ähnliche Art Fußball, genannt "Asqaqtuk". Zum Einsatz kam hierbei ein recht schwerer Ball, der mit Gras, Karibuhaaren und Moos gefüllt war. Die Tore sollen bis zu 16 km auseinander gelegen haben [2] .

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1.5 Zwischenfazit: Ein Fußball als Patent?

Die historischen Quellen liefern demnach bereits eine Vielzahl von Konstruktionsanweisungen für einen Fußball. Die Verarbeitung unterschiedlicher Materialien, mehrere Größen und Aufbauprinzipien sind bekannt.

Es kann demnach keinen "ersten Fußball" als Patent geben, da bereits vor vielen hundert oder tausend Jahren die wesentlichsten baulichen Entwicklungen stattgefunden haben. Patentanmeldungen konnten somit generell nur auf technische Verbesserungen eines Fußballs hin konzipiert sein.

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Quellenverzeichnis

Für den obigen historischen Abriss wird u.a. auf folgende Internetseiten als Quelle verwiesen:

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